Sonntag, 3. Februar 2008

Neue Lage: 110

Guten Abend!

Verklärt ist er noch etwas, der Blick auf das Wochenende, und dies durchaus im doppelten Wortsinne:
Erstens fand Freitag Nacht der 51. Ball der Wiener Kaffeesieder statt. Toll, wird das p.t. Publikum jetzt denken. Tja, wer sich in der High Society nicht so gut auskennt wie ich (seit einem Monat bekomme ich ja quasi täglich Crashkurse bei der Promi-Jagd), kann natürlich nicht wissen, dass dieses ehrwürdige Tanzereignis keine schnöde kapitalistisch-dekandente Veranstaltung ist (das Zehnterl Welschriesling ist um wohlfeile € 4,50 zu erwerben...), sondern vielmehr ein sinnvoller Weg, sein durch Blut, Schweiß und Tränen erkämpftes Geld kübelweise einem freudig lechzenden Kleiderverleiher in den Rachen zu stopfen, um mit einem Smoking (höchst pejorativ auch als kleiner Gesellschaftsanzug bezeichnet - klein war höchstens ich beim Bezahlen der Rechnung) ausstaffiert zu werden; natürlich inklusive Mascherl, Kummerbund (Kummer trifft die Beschreibung des Gefühls, das ich hatte, als mir das blutrote Servietterl umgebunden wurde und immer weiter, weiter, noch weiter gestellt werden musste, relativ gut) und Hemd mit verdeckter Knopfleiste. Voller Enttäuschung musste der gierig glucksende G'wandler allerdings feststellen, dass das Hemd auch an den Manschetten reguläre Knöpfe besaß - "Damit haben Sie gerade fünf Euro für die Manschettenknöpfe gespart", ist ein Satz, der mich in der Umkleidekabine (die im Übrigen ihren Zweck nicht wirklich erfüllte, da sich eine Bedienstete erdreistete, mir den Kummerbund "zum Aufbügeln" zu entweden, während ich gerade bei einem Blick in den Spiegel ernsthafte Zweifel an der morgendlichen Wahl meiner Untergatte hegte) kurz in einen beflügelnden Adrenalinrausch hob und mich von einem verschwenderisch-liederlich-üppigen Abend in der Wiener Hofburg träumen ließ (ich stellte mir vor, mit Dagmar Koller an der einen und Sandra Pires an der anderen Hand auf eine Magnum-Flasche Pommery zuzutanzen, während ich statt einer Rose einen Fünf-Euro-Schein zwischen den Zähnen hielt und im Hintergrund Willi Molterer und Christl Matznetter vergeblich versuchten, mir ihr Budgetloch überzustülpen). Rasch wurde ich jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück geholt - zum Einen, als der bereits eifrig rechnende Besitzer des Ladens mir den Weg zum nächsten Bankomaten wies (was mit einer auffällig präzisen und freudigen Beschreibung geschah) und zum Anderen, als mir plötzlich klar wurde, dass noch eine mündliche Prüfung zu erledigen war.
Um einen nicht unwesentlich perversen Geldbetrag leichter stapfte ich also zur peinlichen Befragung, deren Thema "Das Motiv des fremden Kindes in der Kinder und Jugendliteratur" mir laut Leiterin der Lehrveranstaltung mir SEHR GUT vertraut war (es darf per Posting/Kommentar jederzeit sehr herzlich und inbrünstig gratuliert werden).
Nach einem erfolgreichen Arbeitstag brachte ich also den Kaffesiederball zum Kochen - ein toller Abend voller Tanz, motivierter Fremdenführung durch die österreichische Gesellschaftsspitze auf Französisch (das interessierte Pärchen aus Val-de-Marne lud mich hernach noch auf ein Glas Sekt ein, während sie mir erklärten, das angenehme Preisniveau von alkoholischen Getränken in Österreich mache meine Heimat überaus sympathisch...), einem Abstecher auf den weniger würdevollen BonBonBall und vielen bekannten Gesichtern endete gegen vier Uhr früh, als ich endlich aus den etwas zu kleinen, aber durch Verjährung inzwischen in meinen Besitz übergegangenen Lackschuhen (danke, Papi!!) stieg und meine geschundenen Zehen von kaltem, belebendem Nass umspülen ließ. Auch meine bezaubernde Begleitung (obwohl ja eher ich die Begleitung war - danke Ö3 für die Eintrittskarte!) grunzte voller Zufriedenheit über ihre nach allen Regeln journalistischer Kunst geführten Interviews.

Zweitens fand gestern Abend noch ein kleiner Umtrunk mit alten Freunden statt, der ebenfalls bis in die Morgenstunden dauerte. Leider konnte ich keinen Nutzen aus der Tatsache ziehen, dass eine der entzückenden Damen keine eigene Bleibe mehr in Wien besitzt und mein Obdach beanspruchte - es blieb bei einem geruhsamen Schlaf und einem entspannten Sonntag Nachmittag.

Nun wird es auch schon Zeit für mein einsames Bettchen. Mein Herr und Gebieter hat mir auf elektronischem Wege schon einen Aufgabenkatalog für die nächste Woche zukommen lassen...

Die schönste Nachricht ereilte mich allerdings schon gestern: Susi und Wiedi sind gut in ihrer ersten Station angekommen, zwar mit Verspätung, aber immerhin, und fiebern schon gewaltig dem fetten Dienstag in Neu Orléans, der Geburtsstadt ihrer reinen und unschuldigen Liebe, entgegen. Von ganzem Herzen viel Vergnügen!

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich versuche mich in den neuen Medien und schreibe eifrig Kommentare anstatt mich der aufregenden und erfüllenden Aufgabe der Schulleitung hinzugeben. Schaun mer mal, ob die Babsi posten kann...

Anonym hat gesagt…

1. Versuch offenbar fehlgeschlagen, ich probier es noch einmal!

Anonym hat gesagt…

Es erschließt sich mir deine ungebremste Leidenschaft für höfische Zeremonien zwar nicht so ganz - sehr wohl ich auch gern tanze (vorzugsweise den Balztanz...)... das Du allerdings dein Erleiden so malerisch ausschmückst beim Klamottenleih, amüsiert mich dann doch ordentlich...
Dein Daniel(wenn ich Wied schreibe, kommt Sarah noch durcheinander...)

Anonym hat gesagt…

Wenn man die Segnungen moderner Kommunikationsmedien in fortgeschrittenem Alter nutzt, kann es vorkommen, dass bei trial and error der error überwiegt, therefore: Let' try it again. Ein Tag post festum, dennoch treibt es mich, dieses Forum zu gebrauchen, um dem trefflichen jungen Mann (c Hedwig Courths - Mahler), Rosamunde Pilchers Wunschschwiegersohn, Friedrich Schillers Ideal- Karl Moor, dem teuflischsten aller Mephistos, dem Sargnagel Franz Patockas, dem, der Robert Pichl schlaflose Nächte bereitet (solch eine Mutter, solch ein Sohn...)zum ersten Runden in einer seiner Lieblingssprachen zu wünschen: ad multos annos!

Wiedi und Susi hat gesagt…

Lieber Florian!

Neidlos müssen wir anerkennen, dass du wohl der fleissigere blogger von uns bist! Hoffen, dass du einen wunderschönen geburtstag hattest und die liebe zu geza bereits erste knospen treibt!
Ach ja und:

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Küsschen von Susi und Wiedi